NGC 7023 - Irisnebel


Wissenswertes über den Irisnebel:

Unter der Bezeichnung NGC 7023 verstehen wir heute einen sehr losen, offenen Sternhaufen, der in eine Staub- und Gaswolke eingebettet ist. Der helle, blaue Nebel, der auf Fotografien zu sehen ist, wird von dem heißen Stern HD200775 (SAO 19158) zum Leuchten angeregt. Dieser Reflexionsnebel ist ebenfalls Teil des gesamten Objekts und wird auch Irisnebel (engl. iris nebula) genannt, da tiefe Aufnahmen des Nebels den Eindruck einer Blume erwecken. Allerdings haben die verschiedenen Einzelobjekte eigene Katalogbezeichnungen ihrer Beobachter erhalten, weshalb zeitweilig ein ziemliches Durcheinander der Nomenklaturen herrschte. Doch dazu später im Abschnitt “Frühere Beobachtungen” mehr.

NGC 7023 Der Irisnebel und LBN 768 Dunkelnebel
Irisnebel und der Dunkelnebel LBN 768 im Juli 2020 mit Takahashi 130D Epsilon Newton und Canon 6D. Belichtungszeit 5,5h

Für den blauen Nebel werden in etwa 6 Lichtjahre als Durchmesser angegeben, wobei möglicherweise aufgrund der schwachen Staub und Nebelfilamente die wahren Ausmaße nur schwer abgeschätzt werden können. Die Entfernung zur Erde für die “kosmische Blume” mitsamt dem Sternhaufen beträgt rund 1300 Lichtjahre. Dennoch erscheint uns der helle Reflexionsnebel als verhältnismäßig hell. Der Grund dafür ist der äußerst helle Zentralstern SAO19158 mit der 10-fachen Masse unserer Sonne. Der Stern wird der Spektralgruppe B5 zugeordnet. Er gehört damit zu den leuchtkräftigsten Sternen überhaupt.

Auf sehr tiefen Aufnahmen von NGC 7023 finden sich auch kleine rötliche Nebel. Eigentlich stehen rote Nebel bekanntlich für Emissionen, doch im Irisnebel haben sie einen eigenen Ursprung. Es wird vermutet, dass es sich um Kohlenwasserstoffmoleküle handelt, die durch die starke Strahlung des eingebetteten Sterns angeregt werden. Die fluoreszierenden Moleküle erzeugen eine starke ultraviolette Strahlung, die wiederum von den vorhandenen Staubkörnchen reflektiert und in für uns sichtbares Licht, nämlich rotem Licht umgewandelt wird. Somit wird aus dem Zusammenwirken von reflektierter Energie und der Reaktion bestimmter Staub und Gasmoleküle eine eigene Emission. Diese Kohlenstoffmoleküle, die für diese Umwandlung verantwortlich sind, werden auch als PAHs (Polycyclic Aromatic Hydrocarbons) zu Deutsch “polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe” bezeichnet. Zu verdanken haben wir diese Erkenntnisse vor allem dem Spitzer-Weltraumteleskop, welches speziell für die Suche nach organischen Substanzen, die die Bausteine für Leben bilden, konzipiert ist.

Visuelles Erscheinungsbild:

NGC 7023 befindet sich an der westlichen Grenze des Sternbildes Kepheus. Der Nebel bildet mit den beiden Hauptsternen aCep und ßCep ein stumpfwinkliges Dreieck. Leider ist das Objekt nicht ganz so leicht zu finden, denn die hellen Kastensterne des Kepheus befinden sich in ungünstigen RA und DEC Positionen, um das Starhopping einfach anwenden zu können.

Weiterhin fehlen markante Sterne in direkter Nähe. Vielmehr muss der Beobachter etwas in dem möglichen Zielgebiet “herumrühren” um den nebligen Stern zu finden. Außerdem ist absolut dunkler Himmel unabdingbar für eine erfolgreiche Beobachtung. Bei der Wahrnehmung des schwachen Reflexionsnebels kommt es in diesem Fall gar nicht so sehr auf große Öffnung an. Bereits ab 4″ sollte der 7m Stern etwas verwaschen im Okular erscheinen. Der schwache Sternhaufen ist visuell leider keine eindrucksvolle Erscheinung.

NGC7023 Iris nebula
Iris Nebula - NGC 7023 von Stefan Westphal 2014 Ort: Vockenroth (Mittelfranken) Teleskop: 10 Zoll f4,8 Newton + Gyulai Korrektor Kamera: Atik 383L+ . Bel. Zeit: LRGB 270:84:84:84min zu 6min

Frühere Beobachtungen und Entdecker:

Zum ersten Mal wurde dieses Objekt von Wilhelm Herschel am 18. Oktober 1794 dokumentiert. Ihm fiel die neblige Erscheinung auf, in den der zentrale Stern eingebettet ist. Außerdem wies er auf die schwachen Einzelsterne des Sternhaufens hin. Er sortierte daraufhin die neue Entdeckung in seinen Katalog als Sternhaufen ein.

Die Bezeichnung NGC 7023 nach Emil Dreyer war bis ins 20. Jahrhundert hinein unangefochten, obwohl sie in Bezug auf den eigentlichen Irisnebel, nicht ganz richtig ist. Doch dann beschäftigten sich Astronomen wieder genauer mit dem Objekt und begannen die verschiedenen Objekte neu zu katalogisieren. Sie stellten fest, dass mit NGC 7023 korrekterweise der verhältnismäßig unbekannte Sternhaufen gemeint ist. Es war das Jahr 1931 und der Astronom Per Collinder, der den Sternhaufen in seinem eigenen Katalog unter der Nummer Cr 429 neu anlegte.

Ein weiterer Astronom namens Sidney van den Berg katalogisierte den Irisnebel wiederum neu und gab ihm die Nummer VdB 139. Diese Umbenennungen sorgten für reichliche Verwirrungen, haben jedoch auch heute noch Gültigkeit, obwohl sie genau wie NGC 7023 nicht ganz korrekt sind. Danach wurde das Objekt wieder neu einsortiert und in den Caldwell-Katalog unter der Nr. 4 aufgenommen.

Die Caldwell-Liste, die 1995 veröffentlicht wurde, ist eine von Amateurastronomen erstellte Liste von verschiedenen Deep-Sky-Objekten. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt einzig der Caldwell-Katalog die Bezeichnung des Objekts korrekt wieder. Somit trägt der Irisnebel mindestens vier verschiedene Katalognummern, welche allesamt gültig sind.

NGC 7023 Irisnebel von Claus Müller
NGC 7023 Irisnebel von Claus Müller im Mai 2018. Mit 430mm Tak Epsilon Newton und ATIK 9.0 Kamera. Belichtungszeit: 3,5 Stunden
NGC 7023-Iris Nebula, von Paul Schuberth
Iris Nebula von Paul Schuberth. Belichtet im Aug. 2017 in Osttirol. Ausrüstung: EQ8 mit 10″ NAG-Astrograph und Atik 383L+mono. Belichtungszeit: 8,3 Std


Autor: Stefan Westphal


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